Gefährdung & Schutzmaßnahmen

Straßentod

An erster Stelle der Todesursachen steht bei Ottern der Verkehrstod. Ca. 80 – 90 Prozent der tot aufgefundenen Fischotter starben an einer Kollision mit einem Fahrzeug.  So werden zurzeit bundesweit jährlich ca. 150 - 200  Fischotter als Verkehrsopfer registriert - mit steigender Tendenz. Unterstellt man, dass nur jeder dritte überfahrene Otter auch gefunden und registriert wird, da sich viele schwer verletzt noch fortschleppen oder in der Vegetation nicht zu sehen sind, so muss man von ca. 500 Fischottern ausgehen, die bei uns jährlich dem Straßenverkehr zum Opfer fallen.

Abhilfe können hier vor allem „ottergerechte“ Brückenbauwerke über den Gewässern schaffen. Also Brücken, die neben dem Fließgewässer auch einen Uferstreifen mit hindurchnehmen. Dann nutzen die Otter diesen Uferstreifen bevorzugt zum Markieren und werden nicht veranlasst, das Gewässer zu verlassen. Denn verengt ein zu schmales Brückenbauwerk den Fluss  so sehr, dass das Wasser nur so hindurchschießt, dann steigt die Gefahr, dass der Otter das Gewässer verlässt und auf die tödliche Straßenfahrbahn gerät. Ähnlich verhält es sich bei Rohrdurchlässen, die unter der Wasseroberfläche liegen, oder bei anderen Wanderungshindernissen wie Wehren oder Mühlenbauwerken.

Insofern ist bei Brückenbauwerken immer gefordert, einen Uferstreifen zu erhalten, der auch bei Hochwasser noch belaufen werden kann. Selbst eine Holzplanke am Widerlager der Brücke als Uferersatz oder ein Trockentunnel neben der Brücke kann Otter zum gefahrlosen Wechseln anhalten.

 

Fischreusen       

Schwer zu beziffern sind die Verluste, die Fischotter durch Ertrinken in Fischreusen erleiden. Wie die Fische schwimmen die Otter, durch die vermeintliche Beute vor Augen noch hineingelockt, in den Reusensack. Als luftatmende Säugetiere wird ihnen das ansonsten so lebensnotwendige Wasser zum Verhängnis und in wenigen Minuten sind sie ertrunken.

Der Fischer, der den Kadaver aus der Reuse zieht, wird ihn danach, aus verständlichen Gründen, nicht an die „große Glocke“ hängen, sondern unter dem nächsten Busch verscharren. Insofern wissen wir über die Anzahl der derartig verendeten Otter kaum etwas. Dass der Reusentod aber alles andere als unerheblich ist, belegen viele Veröffentlichungen aus dem letzten Jahrhundert. Danach waren ca. 25 Prozent der tot aufgefundenen Fischotter Reusenopfer. Dänische Kollegen stellten fest, dass nach dem Erlass eines Gebotes, Reusen im Süßwasser nur noch mit Schutzgittern zu betreiben, die ein Einschwimmen des Otters verhindern, sich die dortige Otterpopulation besonders schnell erholte.

Die Aktion Fischotterschutz e. V. bemüht sich, die Form und die Maße der Reusengitter zu optimieren und bietet sie Fischern, die sie einsetzen möchten, kostenlos an. Es wird auch an der Entwicklung von Ausstiegen gearbeitet, die den Ottern die Chance eröffnen, sich aus der Reuse zu befreien. In Zukunft sollte überdacht werden, ob Fischreusen weiterhin nahezu ungeregelt zum Einsatz kommen, da nicht nur Fischotter, sondern auch viele Tauchvögel und andere semiaquatische Säugetiere darin verenden..

 Konflikt mit Teichwirtschaften

Fischotter können insbesondere in kleineren Teichwirtschaften  deutliche Ertragseinbußen verursachen und die Existenz von Betrieben bedrohen. Dabei stellen viele Teichwirtschaften, auch  aus Naturschutzsicht, durchaus wertvolle, zu erhaltende Lebensräume dar. Insofern sucht die Aktion Fischotterschutz e. V. das Gespräch mit den Teichwirten, um gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten. So wurden zum Beispiel verschiedene Zauntypen getestet, die auf wirtschaftlich zumutbare Art Otter von Fischanlagen fernhalten sollen. Hierbei kann es nicht das Ziel sein, ganze Landschaften einzuzäunen. Aber einzelne Hälterungsteiche und wertvolle Zuchtfische sind durchaus auf diese Weise zu schützen.

 

Landschaftszerschneidung und Lebensraumverlust

Die zunehmende Zerschneidung der Landschaft durch Verkehrswege und Siedlungen scheint nahezu unaufhaltsam. Die bisher noch vorhandenen  „unzerschnittenen Räume“ werden durch immer neue Straßen und Autobahnen weiter zerstückelt. Damit setzt man besonders den Tierarten zu, die auf große Lebensräume angewiesen sind. Auch der Fischotter gehört hierzu. Die Barrieren aus Asphalt und tödlichem Blech sollten daher zumindest durch wildtiergerechte Querungsbauwerke entschärft werden. Bei entsprechender Bauweise, wie bereits oben erwähnt, werden zum Beispiel Brücken über Gewässer durchaus von Fischottern und vielen anderen landgebundenen Säugetieren als gefahrlose Querungshilfe genutzt. Die Tiere folgen dem sicheren Uferstreifen und müssen auf ihren Wanderungen nicht den Autoverkehr kreuzen.

Intensiverer Maßnahmen bedarf es, um die in Ost und West getrennten Otterpopulationen Europas wieder zusammenzuführen. Hier gilt es auch, die ohnehin begrenzten finanziellen Mittel für den Naturschutz möglichst optimal einzusetzen. Daher wurde von der Aktion Fischotterschutz e. V. in Kooperation mit der IUCN/SSC Otter Specialist Group das Projekt „Otter Habitat Netzwerk Europa (OHNE)“ ins Leben gerufen. Anhand einer Raumbewertung wurden die Flächen und Korridore ausgeworfen, die die besten Voraussetzungen für die Umsetzung von Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen bieten.

Welche Flächen sind am ehesten geeignet, die Populationen zusammenzuführen? Wo ergeben sich Barrieren, die eine Neubesiedlung durch Otter verhindern? Die Raumbewertung stützt sich auf verschiedene Parameter, wie Gewässerdichte, Straßennetz, Höhenlage und Landnutzung, die entscheidend für das Vorkommen von Ottern sind und die letztlich das Konfliktpotenzial ausdrücken, mit denen ein abwandernder Otter konfrontiert ist.  Berechnet wurde diese Raumbewertung auf der Grundlage des 10 x 10 km UTM-Gitternetzes. Anhand der erarbeiteten Karten lässt sich großräumig erkennen, wo hohe Konfliktpotentiale bestehen, die einer weiteren Otterausbreitung eher entgegenstehen. Aber auch Korridore sind erkennbar, in denen am ehesten mit einer fortschreitenden Neubesiedlung zu rechnen ist.